Willkommen im Studentenwohnheim... oder auch nicht!

Willie der Nachtpförtner des Villages empfing mich und die beiden Suderburger im Murdoch University Village. Wir bekamen unsere Schlüssel und eine Matratzenunterlage und wurden zu unseren Flats gebracht. Schon von weitem machte sich ein beissender Geruch breit. Da brutzelte jemand ganz schön rabiat ein Stück Fleisch und als ich und Willie vor Flat 166 anhielten wurde mir klar, dass dieser Geruch aus meinem zukünftigen zu Hause kam. In diesem Moment hatte ich ein ganz bestimmtes Bild im Kopf - meine neuen Mitbewohner, gemeinsam kochend - vielleicht nicht besondern gut, aber mit Spaß - aber die Tür ging auf und ich erhielt nicht die warme Begrüßung die ich erwartet hatte. Ein Franzose stand in Schlabberklamotten an einer verdreckten Küchenzeile, der Gemeinschaftsraum war verqualmt, die Sofas lieblos an die Seite geschoben, der Müll wurde in Tüten auf dem Boden gesammelt und in meinem Zimmer sah es nicht besser aus. Es war nicht gesaugt, die Matratze war befleckt und es sah in dem grellen Halogenlicht aus wie in einem Krankenhaus - halt nur nicht sauber!

In diesem Moment kamen mir schon die ersten Tränen.

Nun ja - positiv denken. Ich packte erst einmal meine Klamotten aus, um mich ein bisschen mehr zu Hause zu fühlen und es half! Ich ging zurück in den Gemeinschaftsraum um mich ein wenig mit meinen neuen Mitbewohnern zu unterhalten. Dort traf ich Laura, eine Schweitzerin. 2 weitere Schweitzer waren kurz vor mir angekommen und waren gerade das erste mal einkaufen. Ich hab dann fragen wollen, wie die Badverteilung läuft. Ich brauchte unbedingt eine Dusche nach der langen Reise. Laura, die Schweitzerin, sagte mir, dass ich mir das Bad mit dem Franzosen teilen müsste. Ok, dann bin ich in das Bad gegangen und da traf mich erst richtig der Schlag. Ich habe noch nie in meinem Leben ein SO verdrecktes Bad gesehen. Es gab keine Stelle an der sich nicht Dreck gesammelt hatte - das war es dann mal mit einer Dusche. Nicht einmal mit Badelatschen hätte ich diese Dusche betreten! Da war es dann komplett vorbei. Die Tränen kullerten und meine 3 Schweitzer Mitbewohner konnten mir auch keinen Trost schenken. Es konnte nicht mehr schlimmer kommen - dachte ich.

Da ging dann auf einmal die Technomusik an - 3fache Zimmerlautstärke... und dazu im Takt lärmende Sexgeräusche.

Laura eröffnete mir, dass das so jede Nacht liefe und sie seit 5 Tagen nicht schlafen könne und sie am nächsten Tag ausziehen würde. Die Freundin des Franzosen wohne übrigens dort - unangemeldet! Prima. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte. Das war einfach zu lächerlich um wahr zu sein! Nur eins war sicher! Ich musste RAUS. Laura wollte sich im TV-Room des Wohnheims mit anderen Internationals treffen. Die beiden Schweitzer Renato und Chris und ich sind mitgegangen... ich brauchte an diesem Abend noch nur eine kleine positive Erfahrung. Und das war das beste, was ich machen konnte.

Im TV-Room oder Pool-Lounge traf ich eine zweite Laura - aus Hamburg! Wir erzählten ihr unsere Horrorstories - da kam ihr die Idee uns 3 aufzunehmen, denn in ihrem Flat waren noch 3 Zimmer frei. In der Regel, wäre das Wechseln nicht so einfach, aber mit ein paar Tränen von einem verzweifelten Mädchen sollte sich da was machen lassen...

Und so war es dann auch. Uns wurde der Umzug zuerst verwehrt und es wurden uns viele Verbesserungen versprochen "Wir machen alles sauber", "Wir sprechen mit dem Frannzosen - er verstößt gegen die Regeln", da halfen nur noch Tränen die schon automatisch kullerten, als ich an den Abend zuvor dachte. Ich erklärte, dass diese Begegnung der erste Eindruck in diesem fremden Land war und ich auf keinen Fall eine Wohnung geschweige denn ein Bad mit diesem Menschen teilen werde... und schon wurde im System der Ankunftszeit von Lauras eigentlichen Mitbewohnern geschaut. Jetzt musste es schnell gehen. Innerhalb von 30 Minuten waren Renato, Chris und ich bei Laura eingezogen... und der Franzose muss sich gewundert haben, dass plötzlich alle 4 Mitbewohner verschwunden waren!

Jetzt war ich endlich in meinem neuen zu Hause angekommen! Die Sonne schien in mein neues Zimmer und alles strahlte viel mehr Wärme aus - ok. Die nächsten 3 Tage verbrachten wir mit putzen, einkaufen und IKEA! Von nun an fühlte ich mich wohl und angekommen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Mark (Montag, 13 August 2012 00:30)

    NEUER TEXT ... schön geschrieben!!! auch wenn der Grund dazu im ersten Moment NOCH nicht so positiv war ...