Freo, das kleine verschlafene Städtchen mit lebendiger Pubszene
Fremantle ist für mich der beste Ort in Perth, um das Nachtleben auszukosten. Mit einer Kneipenmeile an der Hauptstraße von Freo erwacht das kleine Kolonialstädtchen nachts zum Leben. Die Bars und Diskotheken sind eng aneinander gereiht und ermöglichen das Pub-Hopping. Fremantle hat sogar eine eigene Brauerei, Little Creatures, deren Bier in Australien und Neuseeland ziemlich populär ist.
Besonders zu empfehlen für regelmäßige Besuche sind 2 Läden in der South Terrace: Sail and Anchor und das Newport Hotel. Sail and Anchor ist ein richtig typischer Australischer Pub. Es gibt dort ständig Livemusik und die Biersorten ändern sich jede Woche - darauf sind die Betreiber sehr stolz. In diesem Pub ist das Publikum sehr gemischt. Von relativ jung bis zu älteren Gästen ist alles dabei. Besonders gemütlich ist der Balkon, wo man es sich an lauschigen Abenden gut gehen lassen kann und das Treiben auf Fremantles Hauptstraße beobachten kann.
Das Newport Hotel war tatsächlich einmal ein Hotel in Fremantle. Es wurde so wie viele alte Hotels zu einem Club umgebaut, was die Location sehr interessant macht. Die Holzfassaden sind alle noch so wie früher und die Holztreppen sind auch noch original geblieben. Das Newport bietet über die Woche ein buntes Programm. Meist läuft Clubmusik, aber es gibt auch Rock- und Metalabende mit Livemusik.
Das Newport ist außerdem der Ort für die Studentenpartys der Murdoch University. Jeden Mittwoch fahren voll gepackte Gelenkbusse um 20-21 Uhr vom Univillage nach Freo und laden Hunderte Studenten vor dem Club ab. Pünktlich um 24 Uhr ist die Party aber auch schon vorbei, denn dann fährt der letzte Bus zurück zur Uni.
Neben den regulären Studentenpartys am Mittwoch hat das Newport Hotel auch mit dem University Village Kooperationen. Für die Bewohner des Wohnheims werden deshalb ein paar mal im Semester witzige Mottopartys organisiert mit priorisiertem Einlass und eigenen Areas. Meine erste Village/Newport-Party war eine Wigparty (Perückenparty). Jeder konnte sich kostenlos eine bunte Perücke abholen und auch ein Busshuttle wurde organisiert. Womit ich aber nicht gerechnet habe - der Bus war ein Discobus. Sobald er abfuhr, ging die Technomusik los und der Bus startete seine Lighshow. Das war eine Überraschung und ein abgefahrenes Erlebnis.
Partykultur
Wer in Australien feiern gehen will, muss auch hier mit kulturellen Unterschieden rechnen! Dort ist alles etwas anders als zu Hause und man kann mit der ein oder anderen unangenehmen Überraschung rechnen. Ich versuche hier einmal einen typisch Australischen Partyabend an einem Studentenparty-Mittwoch zusammenzufassen.
17:30 Uhr: "Aufdonnern"
Beim Australischen Partyvolk gilt die allgemeine Kleidungsregel "weniger ist mehr". Das war dann auch schon einer meiner ersten Kulturschocks Down Under, denn selbst sehr - sagen wir mal - üppige Damen ziehen sich bei 10 Grad die kürzesten Kleidchen a la Beth Ditto an, mit unvorteilhaften Schlitzen und dem tiefsten Ausschnitt. Dagegen habe ich mich mit Converse-Chucks, einer Jeans und einer Lederjacke exrem aus dem Rahmen fallend gefühlt. Anpassen wollte ich mich dennoch nicht und hab meinen German Rockstyle einfach konsequent durchgezogen.
Wer sich mal ein Bild von den Newport Partygängern machen möchte, kann sich bei facebook die aktuellen Partyfotos angucken: https://www.facebook.com/NewportHotel
19:00 Uhr: "The Pregame"
Jedes Semester gibt es irgendwo im Village "das Party-Flat". Meist ist es eine der 8er WGs im alten Village, da dort am meisten Platz ist, denn dieser ist nötig für das sogenannte "Pregaming". Ja, wie oben beschrieben, der Abend im Newport ist kurz und da die Australier ein trinkfreudiges Völkchen sind, heisst hier das Motto "It's all about the pregame". Wie gesagt, es treffen sich alle Partygänger in einem Partyflat und bringen sich orgentlich zu trinken mit. Dann wird mit ca. 40 - 50 Leuten in der Wohnung so viel getrunken wie es geht und meist sind schon um 20:30 Uhr einige Leute so besoffen, dass sie es kaum zum Bus schaffen.
20:30 Uhr: "Busfahrt nach Freo"
Normalerweise dauert die Fahrt nach Freo nur ca. 15 Minuten. Das können die Fahrgäste am Mittwochabend aber vergessen, denn wenn die Menschenmassen nach Freo fahren wollen, kann das Anstehen lang werden, insbesondere, wenn die betrunkenen Studenten es nicht schaffen zu bezahlen :)
So manch ein Busfahrer kann sich auch mal entnervt blind stellen und einfach an der Bushaltestelle am Univillage vorbeifahren. Alles schon passiert.
21:00 Uhr: "Welcome to Freo, bitch!"
Obwohl man eigentlich unter vielen bekannten Studienkollegen ist, sollte man sich in Australien sehr bewusst in der Nachtszene bewegen. Schon deshalb rate ich selbst, sich nicht zu sehr den Pregaming-Ritualen anzupassen und bei klarem Verstand zu sein, wenn man nachts auf die Straße geht. Die Australier sind ein taffes Völkchen - gerade, wenn sie ordentlich getankt haben, muss man damit rechnen angepöbelt oder vielleicht sogar angegriffen zu werden. Die Australier prügeln sich gern - auch die Frauen - und man sollte mit wachen Augen diesen Situaionen aus dem Weg gehen und auf keinen Fall allein unterwegs sein!!!!
21:15 Uhr: "Ab ins Gedränge"
Bevor man ins Newport kommt, gibt es noch eine weitere Hürde: Den Passport-Check. Nach langen Anstehen wird man von den Türstehern aufgefordert den Reisepass für eine Kopie abzugeben. Dieser wird dan eingescannt und man muss sich auf eine bestimmte Position vor eine Webcam stellen. Dann wird von einem ein Foto gemacht und ein Stempel "Passport checked" aufgedrückt. Das ist eine sehr befremdliche Prozedur, aber gerade wegen dem Sicherheitsrisiko nicht ganz unnütz.
Im Newport angekommen, geht es für die meisten direkt auf die Tanzfläche. Da geht dann gleich die Post ab! Auch hier wird man höchst wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit von fremden Menschen bedrängt, denn enges Tanzen scheint hier generell erwünscht zu sein. Ein Tipp für die Frauen - sucht Euch eine Gruppe Mädels und tanzt unter Euch, wenn es Euch zu viel wird. :)
23:15 Uhr: "Last Bus"
Um kurz vor Mitternacht wird es dann plötzlich leer im Newport. Es ist schon fast gruselig, wie der Laden innerhalb weniger Minuten einen Großteil der Gäste los ist. So kann man zumindets nicht die Zeit vergessen und den Bus verpassen. So geht es dann wieder gemeinsam zurück zum Univillage. Nun ist aber auch die Party vorbei. In den seltesten Fällen wird dann noch weitergefeiert. Auch wenn die Australier sehr gerne feiern, am nächsten Tag, am "Hang-Over-Thursday" sitzen sie wieder brav in der Vorlesung.